Wie weiter nach der Lehre? Kann ich auch studieren ohne Maturität? Wo finde ich eine Ausbildung, die praktisch statt theoretisch ist, mir aber für die Zukunft alle Optionen offenlässt? Finde hier alle Infos, wie du einen Bachelor ohne Matura erlangen und deine Karriere weiterentwickeln kannst.
- Kann man studieren ohne Matura?
- Was ist die duale Bildung?
- Praxisorientierte Ausbildungsmöglichkeiten in der Schweiz
- Studieren ohne Matura – alle Infos und Voraussetzungen
- Der Weg zum Bachelor ohne Matura führt über die Höhere Fachschule (HF)
- Wo gibt es einen Bachelor nach der HF?
- Wie lange geht ein Bachelor nach der HF?
- Welche Vorteile bringt es zu studieren ohne Matura?
- Ein Studium ohne Matura am Beispiel Hospitality Management
- Ein Hospitality Management Studium stärkt Kompetenzen
Kann man studieren ohne Matura?
Ein Bachelor ohne Matura: geht das?
Ja! Nicht für alle ist es von Anfang an klar, was für eine Ausbildung ihnen liegt oder ob sie für ein Studium geeignet sind. Diese Weichen stellende Lebensentscheidung muss in jungem Alter getroffen werden, in dem man noch nicht alle Interessen erkundet hat und oft auch seine Fähigkeiten unterschätzt.
Doch der Entscheid für eine Berufslehre limitiert niemanden auf seinem Ausbildungs- und Karriereweg. Das Bildungssystem in der Schweiz ermöglicht allen den Zugang zu weiterführenden Studien, bis hin zu Bachelor- und Master-Abschlüssen. Die Frage, ob man auch ohne Matura studieren kann, kann deshalb klar mit ja beantwortet werden.
Studieren ohne Matura in der Schweiz
Ohne Matura zu studieren ist in der Schweiz möglich. Das Schweizer Bildungssystem ist dual und zeichnet sich durch eine hohe Flexibilität aus: man kann aus zahlreichen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten wählen und die Ausbildungsstufen wechseln.
Betrachtet man die Stufen des Bildungssystems in der Schweiz, kann man von drei Ausbildungslevels sprechen, die man erklimmen kann:
- Die Sekundarstufe I stellt die obligatorische Schule dar.
- Auf der Sekundarstufe II fällt man die Wahl für eine Berufslehre, die Fachmittelschule oder das Gymnasium. Hier entscheidet man sich zwar zum ersten Mal, in welche berufliche Richtung es gehen soll, wird durch seine Entscheidung aber keinesfalls eingeschränkt.
- Auf der Tertiärstufe kann man seine Ausbildung mit einem höheren Abschluss fortsetzen. Zum Beispiel durch eine Berufs- oder Höhere Fachprüfung, an einer Höheren Fachschule (HF), einer Fachhochschule (FH) oder an einer Universität. Je nach angestrebtem Abschluss und zukünftigem Berufswunsch wird der entsprechende Ausbildungsweg eingeschlagen. Die Unterschiede in den Schulen und Universitäten liegen in den Zulassungsbedingungen und Abschlüssen.
Auf der Grafik ist der Weg zum Bachelor ohne Matura eingezeichnet. Mit einem Lehrabschluss mit EFZ kann man eine Höhere Fachschule absolvieren, welche sich an der Praxis ausrichtet. Hierfür ist keine Matura notwendig. Nach erfolgreichem Abschluss kann man an einer Fachhochschule ein Bachelor-Studium anschliessen. Das Bachelor Studium kann oft verkürzt abgeschlossen werden, da mit dem HF-Diplom bereits viel Wissen erworben wurde, das honoriert wird.
Was ist die duale Bildung?
Die Bedeutung des dualen Bildungssystems
Die duale Bildung in der Schweiz bedeutet, dass man neben der beruflichen Ausbildung im Lehrbetrieb auch die Berufsfachschule besucht und somit jederzeit die Ausbildung auf höheren Bildungsstufen fortsetzen kann. Nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit muss sich niemand mehr final dazu entscheiden, ob er arbeiten oder studieren will. Das duale Bildungssystem der Schweiz ist einmalig auf der Welt, denn ein Wechsel vom Beruf ins Studium ist jederzeit möglich.
Die Vorteile des dualen Bildungssystems der Schweiz
Der Vorteil des dualen Bildungssystems in der Schweiz ist seine Flexibilitat. Nach der Lehre stehen den jungen Absolventen und Absolventinnen viele Möglichkeiten offen, um sich beruflich weiterzubilden oder neu zu orientieren. Wenn man mit einem Lehrabschluss im erlernten Beruf arbeitet, hat man jederzeit Zugang zu Weiterbildungen. Und damit auch Zugang zu Höheren Fachschulen, Fachhochschulen und Universitäten.
Lehrabgänger im dualen Bildungssystem der Schweiz punkten auf dem Arbeitsmarkt mit Praxiserfahrung und einer soliden Grundausbildung. Bilden sie sich weiter, steigen sie nicht nur in ihrer Position im Job, sondern erhalten auch mehr Verantwortung und Lohn.
Praxisorientierte Ausbildungsmöglichkeiten in der Schweiz
Die Berufslehre in der Schweiz
Mit der Berufslehre treten Lernende nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit in die Arbeitswelt ein. In der dualen Bildung erhalten sie einerseits eine Grundausbildung in ihren Lehrbetrieben und besuchen andererseits auch eine Berufsschule. Die Schweizer Wirtschaft profitiert von der Berufslehre, da die Lernenden eine Ausbildung mit hoher Qualität und Praxiserfahrung mitbringen und somit wertvolle und gesuchte Arbeitskräfte sind.
Das BOG und das SOG Lehr-Modell
Eine Berufsausbildung verbindet Theorie und Praxis. Am bekanntesten ist die sogenannte betrieblich organisierte Grundbildung, auch BOG Modell genannt, bei der die Lehre bei einem Unternehmen absolviert wird. Daneben kann der gleiche Lehrabschluss auch im Rahmen einer schulisch organisierten Grundbildung, im SOG Modell, erworben werden. Hier gestaltet sich die Lehrzeit in der Kombination von abwechselnden Semestern an einer Schule und Praktika in verschiedenen Unternehmen.
Ein Beispiel für das SOG Modell ist die Berufslehre zur Hotel-Kommunikationsfachfrau bzw. zum Hotel-Kommuniaktionsfachmann EFZ an der EHL Hotelfachschule Passugg.
Was ist eine Berufsmatura?
Eine Berufsmatura ergänzt die Berufslehre in der Schweiz. Es ist ein vom Bund anerkannter Abschluss, der die beruflichen Kenntnisse der Lehre mit einer erweiterten Allgemeinbildung verbindet. Die Berufsmatura ermöglicht den Zugang zu einer Fachhochschule (FH) oder zu anderen Weiterbildungen.
Es gibt jedoch Lehrberufe, bei denen eine Berufsmatura nicht üblich ist oder Lehrbetriebe, die aufgrund des Zeitaufwandes und des Fehlens der Lernenden im Betrieb keine berufsbegleitende Berufsmatura erlauben. Das bedeutet jedoch nicht das Ende der Ausbildungsmöglichkeiten. In diesem Fall können Lernende die Berufsmatura nach der Lehre nachholen oder ihre Ausbildung über eine Höhere Fachhochschule (HF) bis hin zu einem Bachelor fortführen.
Was ist eine Höhere Fachschule?
Höhere Fachschulen (HF) sind praxisorientierte Schulen. Im gewählten Ausbildungsbereich vermitteln sie die zentralen Fachkenntnisse. Sie verbinden in ihrer Ausbildung Theorie mit Praxis und orientieren sich an den vom Arbeitsmarkt gefragten Kompetenzen. Das Erlernen dieser Kompetenzen befähigt die Studierenden dazu, selbstständig Fach- und Führungsverantwortung zu übernehmen.
Praktika in Betrieben sind Bestandteil der Ausbildung, wenn man die HF im Vollzeitstudium absolviert. Die Ausbildung an einer Höheren Fachschule eignet sich somit für alle, die sich eher als Praktiker statt Theoretiker sehen, aber Schritt für Schritt in verantwortungsvolle Jobs hineinwachsen wollen.
Lesen Sie auch: Höhere Fachschule vs. Fachhochschule, was ist der Unterschied?
Studieren ohne Matura – alle Infos und Voraussetzungen
Weiterbildung nach der Lehre: So kannst du studieren ohne Matura
Der direkteste und kürzeste Weg zu einem Bachelor ohne Matura führt über die Lehre mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) und einem anschliessenden Besuch der Höheren Fachschule (HF). Neben dem Fähigkeitszeugnis wird oft auch Berufserfahrung für die Zulassung an eine HF vorausgesetzt. Deshalb bietet sich ein HF-Studium in der Branche an, in der man aktuell tätig ist.
Wenn du also beispielsweise eine Lehre als Koch/Köchin EFZ, Hotel-Kommunikationsfachmann/-frau EFZ (HoKo), Hotelfachmann/-frau EFZ (HOFA), Restaurantfachmann/-frau EFZ (REFA) oder Kaufmann/-frau EFZ Hotel-Gastro-Tourismus (KV HGT) abgeschlossen hast, eignet sich etwa der Besuch einer Hotelfachschule für dich. Dabei wird die Erfahrung in der Berufslehre oft angerechnet und es ist möglich, sich von Kursen dispensieren zu lassen, was die Dauer des Studiums verkürzt.
Der Weg zum Bachelor ohne Matura führt über die Höhere Fachschule (HF)
Weiterbildung nach der Lehre
Du möchtest dich beruflich weiterentwickeln und bist auf der Suche nach einer Weiterbildung nach der Lehre? Vielen ist gar nicht klar, dass sie nach der Lehre auch ohne Berufsmatura studieren können. In der Schweiz einen Bachelor ohne Matura zu erlangen, ist möglich. Der Weg hierfür führt über die Höhere Fachschule (HF), welche einen direkten Zugang zu international anerkannten Bachelor-Diplomen eröffnet.
Die Höheren Fachschulen (HF) richten sich an Lehrabgänger mit einem EFZ-Abschluss. Sie eröffnen Berufspraktikern die Möglichkeit, auch ohne Matura zu studieren. Eine HF ist auf die Praxis ausgerichtet, vertieft das vorhandene berufliche Fachwissen und verbindet praktische und theoretische Lerninhalte.
Lies mehr: Nach der Lehre studieren? Die Berufserfahrung zählt in einer dualen Ausbildung.
Wo gibt es einen Bachelor nach der HF?
Es ist möglich, über eine Lehre und nach Erlangen des HF-Diploms einen Bachelor abzuschliessen. Das HF-Diplom ermöglicht den Übertritt in das Bachelor-Studium meist ohne weitere notwendigen Prüfungen. Auch Aufnahmen "sur Dossier" sind möglich.
Viele Hochschulen bieten passende Bachelor-Programme oder Passarellen in die Bachelor-Abschlüsse an. Oft wird die bereits gesammelte Erfahrung angerechnet und der Bachelor kann in einem verkürzten Studium erworben werden. Wir empfehlen bei der Wahl des richtigen Bachelor-Studiums die folgenden Schritte:
- Mache dir in einem ersten Schritt grundsätzliche Gedanken, in welche Richtung du dich weiterentwickeln möchtest und welche Schule dir auf deinem Karriereweg am besten weiterhelfen kann. Du kannst dich entweder in deinem Fachgebiet weiterbilden oder deine Kompetenzen entsprechend deinem Karrierewunsch bespielsweise in den Bereichen Dienstleistung oder Soft Skills erweitern.
- Wir empfehlen dir, bei der Suche nach dem richtigen Bachelor-Studium das Angebot von Karriere- oder Laufbahnberatungen zu nutzen oder einen Persönlichkeitstest zur Berufswahl zu machen.
- Sobald du weisst, welche Schulen für dein Bachelor-Studium in Frage kommen, kannst du dich dann direkt an die Zulassungsstellen wenden. Dort wird dein Dossier und deine Erfahrung geprüft und dir gerne weitergeholfen.
Anerkennung des HF-Diploms mit ECTS Punkten
Im Anschluss an das HF-Diplom kann ein Bachelor-Studium, oder eine andere Weiterbildung, oft in einem verkürzten Verfahren absolviert werden. Die im HF-Studium bereits erworbenen ECTS Punkte werden in den meisten Fällen an das Bachelor Studium angerechnet und die erbrachte Leistung anerkannt.
Die anerkannten ECTS Punkte eröffnen HF-Absolventen und Absolventinnen die Möglichkeit, ihr Studium weiter voranzutreiben. Sie werden mit Abschluss des HF-Studiums in das Bologna-System integriert, welches die Universitäten im europäischen Hochschulraum vereinheitlicht und weiterführende Studien ermöglicht.
Wie lange dauert ein Bachelor nach der HF?
Die Erfahrung und das Know-how, welches an der Höheren Fachschule HF gesammelt wurde, wird an den meisten Hochschulen auch an das Bachelor-Studium angerechnet. Je nach Studienrichtung und -ort wirst du pro Semester von einzelnen Modulen dispensiert oder aber du kannst sogar das Studium verkürzt in 3 - 4 Semestern absolvieren.
Welche Vorteile bringt es, ohne Matura zu studieren?
Entscheidest du dich für den praxisorientierten Weg zu einem Bachelor ohne Matura, profitierst du von einigen unschlagbaren Vorteilen:
- Nach Abschluss der drei Ausbildungen hältst du 3 Diplome in der Hand
- Du wirst nach deinem Abschluss bereits mit viel Berufserfahrung auf Jobsuche gehen können
- Profitiere von spezifischen Vertiefungsmöglichkeiten, um deinen Interessen nachzugehen und dein Profil zu stärken
Dies ist nur ein kurzer Auszug einiger der schlagenden Argumente und Vorteile, die für einen Ausbildungsweg ohne Matura sprechen.
Finde hierzu mehr in unserem Blog: 13 Vorteile für einen Bachelor ohne Matura.
Ein Studium ohne Matura am Beispiel Hospitality Management
Wie ein Karriereweg von der Lehre bis zum Bachelor Abschluss ohne Matura aussehen kann, zeigt dir unser Beispiel.
Der erste Schritt in die Berufswelt erfolgt mit der Lehre
Lehrabgänger der beruflichen Grundbildung Hotel-Kommunikationsfachfrau-/mann EFZ am EHL Campus Passugg weisen bereits umfangreiches Wissen und Praxiserfahrung in der Hotellerie und Gastronomie aus. Sie konnten in der dreijährigen Lehre 1.5 Jahre Arbeitserfahrung sammeln und 1.5 Jahre theoretisches Wissen vertiefen.
Die praxisorientierte Weiterbildung
Nach dem Lehrabschluss können sie direkt in die Höhere Fachschule eintreten und ihr Diplom zur/zum Hoteliere-Gastronomin/Hotelier-Gastronom HF in verkürzter Studiendauer erreichen. Während dem HF Studium schärfen sie ihre theoretischen Hospitality Kenntnisse in 3 Schulsemestern auf dem Campus. Ein Semester lang arbeiten sie in einem Betrieb und sammeln praktische Management Erfahrung. Nach diesen insgesamt 2 Jahren erhalten die Studierenden ihr HF-Diplom.
Die akademische Krönung mit dem Bachelor Abschluss
Wer seine Karriereziele in der Hospitality noch höher stecken möchte, hat im Anschluss an das HF-Diplom die Möglichkeit, ein wiederum verkürztes Bachelor Studium anzuhängen. Den Bachelor of Science in International Hospitality Management erarbeiten sich HF-Absolventen und Absolventinnen verkürzt in nur 3 statt 6 Semestern. Die 3 Semester verbringen die Studierenden damit, sich noch vertiefter mit strategischem Management, Geschäftsanalysen und einer breiten Palette an Wahlfächern auseinander zu setzen.
Die Bachelor Absolventen und Absolventinnen können ihren Ausbildungsweg sogar noch weiter führen und in weiteren 3 Semestern den Master of Science in Global Hospitality Management erlangen.
Der Weg von einer HoKo Lehre (3 Jahre) über die Höhere Fachschule (2 Jahre) und Fachhochschule (1.5 Jahre) führt beispielsweise an der EHL Passugg mit einer Ausbildungsdauer von insgesamt nur 6.5 Jahren zu einem Bachelor Abschluss und viel Arbeitserfahrung auf der Überholspur.
Ein Hospitality Management Studium stärkt Kompetenzen
Soft Skills: Kompetenzen für deine berufliche Zukunft
Eine immer grössere Rolle spielen bei der Ausbildung an einer HF die Kompetenzen, welche für den Beruf und die Branche, in der man tätig ist, zentral sind. Besonders Hotelfachschulen fokussieren im Speziellen auf die Ausbildung von Kompetenzen und Soft Skills, da in der Dienstleistungsbranche Menschen und Kunden klar im Fokus stehen.
In der Hospitality Branche sind dies etwa die folgenden 10 Soft Skills, welche angehende Hospitality Manager an einer Hotelfachschule zu beherrschen lernen:
- Kundenorientierung
- Networking
- Verbale und nonverbale Kommunikation
- Flexibilität
- Organisatorische Fähigkeiten
- Sprachkenntnisse
- Engagement
- Eine "Ich packe das"-Einstellung
- Multitasking
- Kulturelles Verständnis
Lies mehr: Top 10 der Soft Skills für Hospitality-Manager
Diese Kompetenzen und Soft Skills sind nicht nur in der Hospitality Branche gefragt, sondern in allen Industrien und Betrieben, die mit Menschen zu tun haben. Wer also in seinem Job mit Menschen arbeiten möchte, sollte ein Studium an einer Hotelfachschule ins Auge fassen. Denn hier werden zukunftsträchtige Soft Skills vertieft ausgebildet, was den Studienabgängern im Vergleich zu Mitbewerbern einen Vorsprung auf dem Arbeitsmarkt für diverse Branchen und Jobs bringt.
Lies mehr: Lerne Lebenslauf Soft Skills