Meinungsartikel von Hans R. Amrein: Schweizer Hotellerie Trends nach COVID-19

23. November 2023 •

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Meinungsartikel: Schweizer Hotellerie Trends nach COVID-19

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Alle, die in der Hospitality tätig sind, beschäftigt zurzeit die Frage, wie es mit der Hotel Branche in der Schweiz nach COVID-19 weitergeht. Lesen Sie im Folgenden einen Meinungsartikel von Hans R. Amrein, Publizist, Hotelexperte und Dozent an der EHL Hotelfachschule Passugg.

Erholung der Hotel Branche nach COVID-19 wird erwartet

Die Medien überschlagen sich mit Negativmeldungen im Zusammenhang mit COVID-19, so liest man von Betrieben, die aufgrund von Lockdown-Massnahmen schliessen und manche sehen kein Ende in Sicht.

Ich tausche mich praktisch täglich mit Hoteliers und Experten aus, um den Puls zu fühlen und sehe hier immer mehr Grund, optimistisch in die nahe Zukunft zu schauen. Die meisten Experten aus Wirtschaft, Tourismus, Wissenschaft und Politik, die ich verfolge und mit denen ich Gespräche führe, gehen davon aus, dass wir die COVID-19 Krise dank den neuen Impfstoffen bis spätestens im Herbst 2021 im Griff haben.

Erste Erholungstendenzen sind für die Hotellerie somit ab dem Sommer 2021 zu erwarten und bis Ende 2023, spätestens Anfang 2024, sollte das Marktniveau von 2019 wieder erreicht werden können.

Hotellerie Trends: Welche Schweizer Hotelsegmente werden sich nach COVID-19 positiv entwickeln?

In Bezug auf die Marktsegmente der Hotelbranche sehe ich im Einzelnen folgende positiven Entwicklungen in der Bewältigung der COVID-19 Krise:

  • Ferien in der Schweiz werden immer beliebter, so wird sich auch das touristische Reisen in der Schweiz generell schneller erholen als der allgemeine Trend. Hier ist eine kurzfristige Erholung zu erwarten, auch wenn die wichtige Zielgruppe der internationalen Gäste erst später zurückkommen wird.
  • Für Stadthotels in Toplagen werden spürbare Nachholeffekte erwartet, weshalb sie sich in Zukunft insbesondere bei den Kurz- oder Freizeitreisen schneller erholen werden. Doch wird auch der Wettbewerb in der Stadthotellerie weiter zunehmen, es werden temporäre Überkapazitäten in Städten wie Zürich, Genf oder Basel entstehen. Man geht in Städten wie Zürich oder Basel davon aus, dass Stadthotels ab Herbst 2021 vom prognostizierten «Kultur-Boom» etwas profitieren werden. Gehen die Opernhäuser, Theater, Kinos, Galerien und Museen wieder auf, werden die Leute so etwas wie einen kulturellen Nachholbedarf verspüren…
  • Die Not macht auch erfinderisch, in den Hotelmarkt werden neue Betriebskonzepte, Innovationen und Technologien eintreten, die den Gästen einen neuen Nutzen bringen werden.

Hotellerie Trends: Einige Hotelsegmente werden nach COVID-19 Probleme haben

Nicht alle werden wieder auf das Marktniveau vor COVID-19 zurückkommen, einige Hotelsegmente und Betriebe werden nachhaltig Probleme haben. Als besonders kritisch erachte ich folgende Märkte:

  • Das Segment der Geschäftsreisen wird sich langsamer erholen, da hier ein neues Denken einsetzen – und jeder Business-Trip wird kritisch hinterfragt. Vor allem Business-Kurzreisen werden markant zurückgehen. COVID-19 hat besonders in diesem Bereich viele digitale Neuerungen gebracht, was zu weniger und kürzeren Geschäftsreisen führt.
  • Klein- bzw. Privatbetriebe ohne klare Positionierung werden künftig beschleunigt vom Markt verschwinden. Etwas pointiert gesagt: Nur, wer über ein starkes Profil, einzigartige Produkte und Serviceleistungen verfügt, wird Erfolg haben.
  • Das Segment der Messehotels wird sich zwar langfristig erholen, aber nicht mehr das Vor-Pandemie-Niveau erreichen. Denn schon jetzt zeichnet sich ab, dass Unternehmen Messeauftritte unter ökonomischen und ökologischen Einflussfaktoren kritischer betrachten und hybride Konzepte prüfen. Das wird langfristig zu einem Rückgang der Messeveranstaltungen führen. Gleichzeitig wird es auch eine Marktbereinigung im Kongress- und Tagungsbereich geben. Unter dem Strich werden Messe-, Kongress- und Tagungshotels dadurch an Bedeutung verlieren, wenn sie sich im Zeitalter der Digitalisierung nicht neu erfinden. Das gilt auch für die Flughafenhotellerie, deren Auslastung durch weitere Einschränkungen im Flugverkehr abnehmen wird.

Aus der Corona-Krise entwickeln sich neue Chancen

Für Hotelsegmente in der Krise muss COVID-19 und das damit verbundene, veränderte Reiseverhalten also nicht das Ende bedeuten. Es gilt, Chancen zu nutzen und sich neu zu erfinden.

Allgemein kann man sagen, dass es in der Hotellerie nach COVID-19 keine Rückkehr zum „business as usual“ geben wird. Doch jede Krise ist auch eine unternehmerische Chance! Wer die durchaus noch vorhandenen Marktchancen nutzen will, muss sich noch intensiver mit den Rahmenbedingungen beschäftigen, weil sich Zielgruppen, Standortfaktoren und die Kundenbedürfnisse verändert haben.

Besonders Tagungs-, Seminar- und Messehotels müssen sich neu erfinden, das gleiche gilt für Flughafenhotels. Gesucht sind hier neue Geschäftsmodelle. Denken Sie nur an gewisse, hybride Konzepte.

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Ist Hospitality Management noch immer eine gute Studienwahl?

Ich werde tatsächlich oft danach gefragt, wie die Zukunft der Hotellerie nach COVID-19 aussehen wird und was für Jobs dann noch auf Hotel-Management-Absolventen warten. Die Hospitality Branche wird sich wieder erholen, aus Krisen entstehen auch immer neue Chancen und Geschäftsmodelle. Dies macht es meiner Meinung nach zu einer einmaligen Gelegenheit für junge Leute, eine Branche im Wandel und mit vielen Innovationen mitzugestalten.

Besonders gut ausgebildete junge Fachkräfte, welche neue Geschäftsmodelle und Positionierungen entwickeln, als auch den neuen Gästebedürfnissen mit viel Empathie, Offenheit und einem breiten Set an Soft und Hospitality Skills begegnen können, werden auf dem Arbeitsmarkt gefragt sein und interessante Karrieremöglichkeiten finden.

 

Was macht einen Hospitality Job attraktiv?

Kurz und gut: Jobs in der Hotellerie bzw. im Gastgewerbe bleiben trotz Krise höchst attraktive Berufe für Menschen, die gerne mit Menschen zusammenarbeiten. Es gibt kaum einen Beruf, der weltweit so viele spannende Jobs und Herausforderungen bietet. Als Hotelier stehen mir die Türen zur weiten Welt offen. Heute arbeite ich in Tokio, morgen in Zermatt, übermorgen in Paris usw. Welcher andere Beruf bietet solche Optionen?

Es wird immer wieder behauptet, man verdiene als Hotelier nicht so viel, die Löhne seien eher niedrig – im Vergleich zu den Banken und zu Positionen in der Industrie. Nun, der Vergleich mit Banken und Top-Positionen in der Industrie hinkt. Das sind völlig andere Welten, da geht es den Protagonisten, pauschal gesagt, eigentlich nur um Karriere und Geld. In der Hotellerie ist das anders, da sind Aspekte wie persönliche Befriedigung, soziale Kontakte, Verantwortung für Menschen und Gäste und vieles mehr relevant. Gastgeber sein ist eine tolle und höchst befriedigende Tätigkeit, ja es ist eine Berufung, es ist Leidenschaft! Etwas ketzerisch gefragt: Worin liegen Berufung und Leidenschaft beim Geld zählen auf einer Bank?

 
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Publicist, hotel tester, book author and lecturer at EHL Passugg

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