Das Bordeaux zählt zu den wichtigsten und renommiertesten Weinanbaugebieten der Welt - von hier stammen einige der bekanntesten Rotweine der Welt. Doch auch Weiss- und Süssweine werden hier kultiviert. Eine tragende Rolle spielen dabei insbesondere die einzelnen Klassifikationssysteme, über die wir nachfolgend mehr erzählen.
Die exzellenten Weine aus dem Bordeaux - eine Klasse für sich
Es ist wohl nicht verwunderlich, dass Frankreich mit seiner bewegten Geschichte und seinen Traditionen im Weinbau einen massgeblichen Anteil an weltweit beliebten Qualitätsweinen trägt. Mit einer Anbaufläche von mehr als 110.000 Hektar ist die Weinbauregion Bordeaux eine der wichtigsten weltweit: Jedes Jahr werden hier rund 650 Millionen Flaschen Wein produziert. Und genau deshalb ist es auch so wichtig, einheitliche Qualitätsstandards zu schaffen. Hierfür wurde eine standardisierte Klassifizierung eingeführt - um deren Wichtigkeit wusste bereits Napoleon III. Er sorgte dafür, dass man im Jahr 1855 in Frankreich das erste Klassifikationssystem für den Bordeaux einführte. Bis heute hat es Bestand und das nicht ohne Grund.
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Welchen Sinn haben diese Klassifizierungen aber? Der Grund für die erstmalige Einführung im Jahr 1855 war eine für damalige Verhältnisse sehr starke Preisschere für Weine aus dem Bordeaux: Während die Weine, die im Médoc-Gebiet angebaut wurden, weltweit besonders angesehen waren, konnten die anderen Weine aus dem Bordeaux diesen Status nicht erreichen. Die Jahrgänge waren genauso verschieden wie die Kapazitäten - und sorgten somit für instabile und unvorhersehbare Preise auf dem Markt. So entschied man, Bordeaux-Weine bezüglich ihrer Qualität und Güte besser zu beurteilen, so dass auch Laien sich ohne Fachkenntnisse ein Bild machen konnten - und wussten, worauf sie sich beim Kauf einlassen. Mit dem Klassifizierungssystem wurden zu einem grossen Teil einheitliche Standards gesichert und dem Käufer transparent gemacht, für was er sich entscheidet.
Die Bordeaux Wein Klassifizierungen im Überblick
Sicherlich gibt es auch Weine ohne Klassifizierung, die sehr gut sein können. Doch für die Beurteilung von Bordeaux-Weinen gibt es vor allem fünf davon, an denen man sich orientieren kann. Diese Klassifizierungen stellen wir nachfolgend genauer vor.
Klassifizierung von 1855
Als im Jahr 1855 in Paris zum dritten Mal die Weltausstellung stattfand, erstellte Napoleon III für Weine aus dem Gironde eine spezielle Rangfolge. Im Bordeaux übertrug man diese Aufgabe renommierten Weinhändlern, welche Weine, die dafür in Frage kamen, nicht probierten und danach bewerteten - sondern stattdessen eine Liste ausarbeiteten, die sich an den Marktpreisen der letzten 100 Jahre orientierte. Eine Rolle spielten dabei jedoch ausschliesslich Weine, die vom linken Ufer des Flusses Gironde stammten - somit also Rotweine aus dem Médoc sowie auch Weissweine aus Barsac und Sauternes. Dies waren alles Weine, die man damals bereits in alle Welt exportierte. Bei der Klassifizierung von 1855 gibt es fünf Klassen für Rotweine sowie zwei Klassen für Weissweine. Für Rotweine reicht die Range von den „Premier Crus“ bis hin zu den „Cinquième Crus“ - und diese hat bis heute Bestand.
Klassifizierung von Saint-Émilion
Bei der Klassifizierung von 1855 wurden die Weingüter rechts von der Gironde nicht beachtet. Aus diesem Grund hat der kleine Ort Saint Emilion sich knapp 100 Jahre später für eine eigene Appellation entschieden. Inzwischen zählen mehr als 80 Weingüter zu ihr, die in regelmässigen Abständen nach Qualität, geografischer Lage der Reben und Verkaufspreisen bewertet werden. Für die Qualifizierung muss jedes Weingut Proben abgeben. Weiterhin wird die Klassifizierung in zwei Klassen, A und B, unterteilt. Weinkellereien der Premiers Grands Crus Classés erhalten den höheren Wert, danach folgen die Grands Crus Classés.
Klassifizierung der Graves
Auch die Region Graves erstellte im Jahr 1953 eine eigene Liste - bei dieser Klassifizierung handelt es sich um die einzige, zu der sowohl Rot- als auch Weissweine gehören. Zudem gibt es keine Rangfolge der Châteaux - es stehen bislang nur ein Château sowie rund 25 Weinkellereien in der Liste.
Klassifizierung Crus Bourgeois du Médoc
Bei den Crus Bourgeois - was übersetzt so viel bedeutet wie „Bürgliche Gewächse“ handelt es sich um eine Klassifizierung aus den 1920er-Jahren. Bis heute ist sie für Weinreben im Gebiet der Appellationen des Médoc gültig, wurde allerdings inzwischen mehrfach erneuert und schließlich im Jahr 2009 vollkommen reorganisiert. Heute beziehen sich die Klassifizierungen nicht mehr auf das jeweilige Château, sondern auf den Wein-Jahrgang. Dieser muss von einer neutralen Jury verkostet und bewertet werden. Seit wenigen Jahren wird die Klassifikation in drei Unterkategorien eingeteilt: Cru Bourgeois Exceptionnel, Cru Bourgeois Supérieur und Cru Bourgeois.
Klassifizierung Cru Artisans
Weiterhin existiert im Médoc die Weinbezeichnung „Cru Artisans“, die es inzwischen seit über 150 Jahren gibt. Hierbei handelt es sich um Weine, die von kleinen Kellereien auf dem Land stammen und oft in familiärer Hand sind. Auch Hufschmiede, Böttcher oder andere Handwerker stellen diese Weine her - also autonome kleine und mittelgrosse Betriebe, die AOC-Weine herstellen.
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Grand vin und Second Vin - was hat es damit auf sich?
Auf den Etiketten von Bordeaux Weinen finden sich häufig Aufschriften wie „Grand Vin“ oder auch „Second Vin“ - doch was hat es damit auf sich? Grand Vin bezeichnet einen Erstwein eines Châteaus, beim „Second Vin“ handelt es sich dagegen um einen Zweitwein.
Der Unterschied dieser Weine ist dabei zumeist, dass die Trauben früher gelesen wurden und einen geringeren Anteil an Cabernet Sauvignon enthalten. Das verleiht ihnen ein lebendigeres, fruchtigeres Aroma. Hier stellt sich natürlich die Frage, warum sich ein Château zur Herstellung eines Zweitweins entscheidet. Der Grund dafür ist, dass Weinberge immer wieder neu kultiviert werden müssen und die Trauben häufig weniger konzentriert sind - man mischt sie also nicht in den ersten Wein, sondern stellt einen Zweitwein daraus her.
Ebenfalls kann es sein, dass die Fässer eines Châteaus nicht das erwartete Resultat mit sich brachten und das Ergebnis dann ein Zweitwein wird - das bedeutet allerdings nicht, dass es sich um Weine minderwertiger Qualität handelt. Ein Zweitwein kann ebenfalls hervorragend sein und sich durch ein wunderbares Aroma auszeichnen.
Das typische Aroma der Weine aus dem Bordeaux
Rotweine aus dem Bordeaux zeichnen sich natürlich durch die unterschiedlichsten Aromen aus - schliesslich haben der Anbauort die Traube, der Boden und andere Faktoren darauf Einfluss. Typischerweise handelt es sich aber um einen Cuvée, der sich aus mehreren Rebsorten zusammensetzt, oft sogar aus bis zu fünf Stück. Ein junger Bordeaux weist klassisch eine rubinrote, tiefe Farbe auf und zeichnet sich durch ein fruchtiges, aber komplexes Aroma aus Beeren, Zedernholz und Pflaumen aus. In den jungen Jahren ist Rotwein aus dem Bordeaux in Frankreich eher trocken, allerdings hellt er mit der Zeit von alleine auf und die Tannine lassen etwas nach. Exzellente, alte Bordeaux-Weine benötigen mindestens eine Reifezeit von 20 Jahren, um ihr ganzes Aroma zu entfalten - doch das Warten lohnt sich in den meisten Fällen auch.
Dabei gilt, dass die Weine aus dem Bordeaux jeweils eine individuelle Persönlichkeit aufweisen und somit kein Tropfen gleich ist. Bereits kleinste Veränderungen können zu einer Veränderung des Aromas führen: Ein etwas anderer Boden, andere Fässer oder auch klimatische Abweichungen können dafür verantwortlich sein. Fest steht, dass es für jeden Liebhaber den passenden Wein gibt - es lohnt sich also, die exzellenten Weine aus dem Bordeaux einmal selbst kennenzulernen.
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