Nicht ohne Grund zählt der Bordeaux zu den besten Weinen, die Frankreich zu bieten hat - und vor allem auch zu den beliebtesten Rotweinen der Welt. Das Anbaugebiet ist zwar bei Weitem nicht das grösste in Europa, bringt aber dennoch einige der hochwertigsten und edelsten Tropfen hervor, die von Kennern auf allen Kontinenten geschätzt werden. Insbesondere die Weinregion Gironde, die sich inmitten des Bordeaux in Frankreich befindet, spielt dabei eine tragende Rolle.
Die Anbauregion Gironde und das Klima
Das Bordeaux ist ein riesiges Anbaugebiet, das sich vor allem durch eines auszeichnet: Ein perfektes Klima, das für die Kultivierung von Spitzenweinen optimal ist. Massgeblich verantwortlich sind dabei insbesondere die Einflüsse des Atlantiks und des warmen Golfstroms, die Weiten der dichten Wälder sowie der Gironde.
Der Golfstrom bringt in den Wintermonaten mildes Klima mit sich und sorgt dafür, dass sich die Reben das ganze Jahr über optimal entwickeln können. Weiterhin gibt es durch die Nähe zum Meer vor allem im Frühjahr und Sommer kräftige Niederschläge, die den Weinreben ausreichend Feuchtigkeit spendet. Dennoch kann der Regen im Bordeaux nicht selten auch sehr langanhaltend sein, was insbesondere während der Blütezeit im Frühsommer problematisch werden kann. Mit einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von 900 mm im Jahr liegt die Niederschlagsmenge deutlich über den kontinentalen Werten des Landesinneren sowie des Südens von Frankreich.
Eine tragende Rolle spielt jedoch auch der Mündungstrichter der beiden Flüsse Dordogne und Garonne - der Gironde. Er ist massgeblich für die Regulierung des Kleinklimas in den Weinbergen des Bordeaux verantwortlich. Das sich nahe des Gewässers befindende Gebiet zeichnet sich durch sanfte Hügel und weite Flächen aus - die Höhenunterschiede sind bis auf die steilen Hänge von Saint Emilion nur minimal. Ein bedeutender Faktor für die hohe Qualität und den bezeichnenden Charakter der Weine sind die lehm- und kalkreichen, kiesdurchsetzten Böden, auf denen die Reben stehen. Hinsichtlich der ab und an sehr starken Regenfälle spielt die Entwässerung daher eine besonders wichtige Rolle. Die dicken Kiesschichten auf den Weinbergen gewährleisten eine optimale Drainage und auch die kalkreichen Böden von Pomerol und Saint Emilion stellen sicher, dass die Reben nicht „im Wasser stehen“ und die Trauben keinen Schaden von den Niederschlägen davontragen.
Zwischen diesen für den Weinbau optimal geeigneten Flächen zeigen sich immer wieder kleine Wasserläufe, an denen es schwere und durchfeuchtete Böden gibt, die für den Anbau von Wein nicht geeignet sind. Auch die Gebiete in direkter Nähe zu den Gewässern und die Uferregionen sind natürlich nicht für den Anbau gemacht.
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Gironde und Bordeaux: Welche Rebsorten gibt es?
Hinsichtlich der geologischen und klimatischen Gegebenheiten kultivieren die Winzer im Bordeaux zahlreiche unterschiedliche Rebsorten - und das nicht ohne Grund. Denn jede einzelne Rebsorte hat ganz individuelle Eigenschaften und dient als „Absicherung“, wenn eine andere mit dem aktuellen Klima nicht zurechtkommt und es dadurch zu Ertragseinbussen kommt. Erleidet der vergleichsweise früh austreibende Merlot zum Beispiel durch Spätfrost Schäden, fängt dies der Cabernet Sauvignon auf, der dennoch weiter gedeihen kann, da er nicht ganz so empfindlich ist.
Im Bordeaux werden die Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot sowie auch der Malbec und der Carmenere angebaut - andere Sorten sind für den Anbau nicht zugelassen. Dabei sind der Carmenere und der Petit Verdot allerdings Sorten, die heute kaum noch kultiviert werden.
Für den Anbau von Weissweinen sind der Sauvignon Blanc, das Muscadelle sowie auch der Semillion zugelassen.
Das Geheimnis der Weine im Gironde
Doch was ist das Geheimnis dieser Weine, die auch rund um den Gironde angebaut werden? Allen voran ist es die Assemblage, also der Mix aus unterschiedlichen Rebsorten. Welche dabei dominierend ist, hängt stets von den lokalen Gegebenheiten ab und somit auch von den geologischen Bedingungen.
Ein guter Rotwein aus dem Bordeaux zeichnet sich durch eine komplexe Struktur und zahlreiche Gerbstoffe aus. Er ist allerdings durch seinen durchschnittlich hohen Alkoholgehalt nie schwer und stets sehr fein mit elegantem Abgang. Der Duft erinnert an reife Beeren, Kräuter und kann auch kräftig sein, bis hin zu Schokolade- oder Holznoten. Die Weissweine aus dem Bordeaux sind dagegen blumig, mit feiner Säure und mit leichtem Abgang.
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Kultivierung der verschiedenen Rebsorten des Bordeaux
Sämtliche rote Rebsorten des Bordeaux stammen von der Biturica, einer antiken Rebsorte ab. Ehe es zur Invasion der Reblaus kam, baute man viele Trauben eher in zufälligen Mischungen an. Später entschied man sich für den Neuanbau fünf Sorten aus, welche sich nicht nur für die Böden der Region eigneten, sondern auch äusserst widerstandsfähig und fruchtbar waren - und damit für einen wunderbaren Geschmack des daraus hergestellten Weins sorgten.
Cabernet Sauvignon
Dominierend ist nach wie vor der Cabernet Sauvignon, eine Rebsorte mit intensivem Aroma, die aus kleinen Beeren und alten Reben hergestellt wird. Die Weine sind tanninlastig, mit dunkler Farbe und komplexer Tiefe. Nach einer entsprechend langen Lagerung entfalten sie ihr ganzes Aroma. Der Cabernet Sauvignon bietet zwar keinen sehr grossen Ertrag, dafür aber einen sehr beständigen: Die Reben gelten als besonders widerstandsfähig gegenüber Fäule. Weil die Traube erst spät heranreift, ist sie auf warme Böden angewiesen, die idealerweise kiesreich sind.
Cabernet Franc
Eng mit dem Cabernet Sauvignon verwandt ist der Cabernet Franc, der sich im Vergleich dazu durch grössere, saftige Beeren auszeichnet und bis zur erstmaligen Kultivierung des Sauvignon im 18. Jahrhundert als wichtigste Rebsorte im Bordeaux galt. Auch heute ist sie noch weit verbreitet - insbesondere in Saint Emilion und in Pomerol. Dort trägt sie mitunter auch den Namen Bouchet. Geschmacklich ist der Cabernet Franc wenige komplex, und weniger tanninlastig als der Sauvignon, dennoch ist sein Geschmack fruchtig und weich. Einen Nachteil bringt die Rebsorte allerdings mit sich: Ihre Blüte gedeiht relativ unregelmässig, die Schalen sind anfälliger für Fäule und die Pflanzen sind allgemein nicht ganz so widerstandskräftig.
Merlot
Im Vergleich dazu hat der Merlot einen höheren Stellenwert in dieser Weinregion: Die früh reifende und somit auch früh blühende Sorte ist zwar etwas anfälliger für späten Frost, kann aber dennoch früher geerntet werden als andere. Darüber hinaus ist Merlot süsser als die Cabernet-Weine - und enthält somit auch einen höheren Anteil an Alkohol. Problematisch wird es jedoch, wenn es zu länger anhaltenden Niederschlägen kommt: Bereits nach geringfügigen Regengüssen kann es passieren, dass die dicken Trauben zu faulen beginnen. Wächst der Merlot allerdings gesund heran, zeichnet sich der Wein durch seine intensiv rubinrote Farbe und sein würziges Aroma mit weichem Abgang aus.
Weissweine
Neben den Rotweinen werden allerdings auch Weissweine im Bordaux kultiviert, die jedoch nur 15 % des gesamten Anbaus ausmachen. Etwa 90 % der Anbaufläche entfallen dabei auf die Sorten Sauvignon Blanc und Sémillon. Beliebt ist die Sauvignon-Traube insbesondere aufgrund ihres intensiven Aromas und der feinen, nicht allzu starken Säure. Der Sémillon zeichnet sich dagegen durch seine Leichtigkeit und seine Edelfäule aus. Im Sauternes im südlichen Teil des Bordeaux in Frankreich wachsen darüber hinaus Süßweine sowie auch der aromatische Muscadelle.