Alle, die in der Hospitality tätig sind, beschäftigt zurzeit die Frage, wie es mit der Hotel Branche in der Schweiz nach COVID-19 weitergeht. Lesen Sie im Folgenden einen Meinungsartikel von Hans R. Amrein, Publizist, Hotelexperte und Dozent an der EHL Hotelfachschule Passugg.
Die Medien überschlagen sich mit Negativmeldungen im Zusammenhang mit COVID-19, so liest man von Betrieben, die aufgrund von Lockdown-Massnahmen schliessen und manche sehen kein Ende in Sicht.
Ich tausche mich praktisch täglich mit Hoteliers und Experten aus, um den Puls zu fühlen und sehe hier immer mehr Grund, optimistisch in die nahe Zukunft zu schauen. Die meisten Experten aus Wirtschaft, Tourismus, Wissenschaft und Politik, die ich verfolge und mit denen ich Gespräche führe, gehen davon aus, dass wir die COVID-19 Krise dank den neuen Impfstoffen bis spätestens im Herbst 2021 im Griff haben.
Erste Erholungstendenzen sind für die Hotellerie somit ab dem Sommer 2021 zu erwarten und bis Ende 2023, spätestens Anfang 2024, sollte das Marktniveau von 2019 wieder erreicht werden können.
In Bezug auf die Marktsegmente der Hotelbranche sehe ich im Einzelnen folgende positiven Entwicklungen in der Bewältigung der COVID-19 Krise:
Nicht alle werden wieder auf das Marktniveau vor COVID-19 zurückkommen, einige Hotelsegmente und Betriebe werden nachhaltig Probleme haben. Als besonders kritisch erachte ich folgende Märkte:
Für Hotelsegmente in der Krise muss COVID-19 und das damit verbundene, veränderte Reiseverhalten also nicht das Ende bedeuten. Es gilt, Chancen zu nutzen und sich neu zu erfinden.
Allgemein kann man sagen, dass es in der Hotellerie nach COVID-19 keine Rückkehr zum „business as usual“ geben wird. Doch jede Krise ist auch eine unternehmerische Chance! Wer die durchaus noch vorhandenen Marktchancen nutzen will, muss sich noch intensiver mit den Rahmenbedingungen beschäftigen, weil sich Zielgruppen, Standortfaktoren und die Kundenbedürfnisse verändert haben.
Besonders Tagungs-, Seminar- und Messehotels müssen sich neu erfinden, das gleiche gilt für Flughafenhotels. Gesucht sind hier neue Geschäftsmodelle. Denken Sie nur an gewisse, hybride Konzepte.
Ich werde tatsächlich oft danach gefragt, wie die Zukunft der Hotellerie nach COVID-19 aussehen wird und was für Jobs dann noch auf Hotel-Management-Absolventen warten. Die Hospitality Branche wird sich wieder erholen, aus Krisen entstehen auch immer neue Chancen und Geschäftsmodelle. Dies macht es meiner Meinung nach zu einer einmaligen Gelegenheit für junge Leute, eine Branche im Wandel und mit vielen Innovationen mitzugestalten.
Besonders gut ausgebildete junge Fachkräfte, welche neue Geschäftsmodelle und Positionierungen entwickeln, als auch den neuen Gästebedürfnissen mit viel Empathie, Offenheit und einem breiten Set an Soft und Hospitality Skills begegnen können, werden auf dem Arbeitsmarkt gefragt sein und interessante Karrieremöglichkeiten finden.
Kurz und gut: Jobs in der Hotellerie bzw. im Gastgewerbe bleiben trotz Krise höchst attraktive Berufe für Menschen, die gerne mit Menschen zusammenarbeiten. Es gibt kaum einen Beruf, der weltweit so viele spannende Jobs und Herausforderungen bietet. Als Hotelier stehen mir die Türen zur weiten Welt offen. Heute arbeite ich in Tokio, morgen in Zermatt, übermorgen in Paris usw. Welcher andere Beruf bietet solche Optionen?
Es wird immer wieder behauptet, man verdiene als Hotelier nicht so viel, die Löhne seien eher niedrig – im Vergleich zu den Banken und zu Positionen in der Industrie. Nun, der Vergleich mit Banken und Top-Positionen in der Industrie hinkt. Das sind völlig andere Welten, da geht es den Protagonisten, pauschal gesagt, eigentlich nur um Karriere und Geld. In der Hotellerie ist das anders, da sind Aspekte wie persönliche Befriedigung, soziale Kontakte, Verantwortung für Menschen und Gäste und vieles mehr relevant. Gastgeber sein ist eine tolle und höchst befriedigende Tätigkeit, ja es ist eine Berufung, es ist Leidenschaft! Etwas ketzerisch gefragt: Worin liegen Berufung und Leidenschaft beim Geld zählen auf einer Bank?